Q&A Sebastian Schönberger

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Mein Weg zum Radprofi...

in diesem Interview wollen wir euch einen unserer Sportler aus dem Team B&B Hotels KTM vorstellen. Die Chancen stehen gut, dass er dieses Jahr zum ersten Mal bei der Tour de France mitfährt: Sebastian Schönberger. Der achtundzwanzig-jährige gebürtige Schalchner bringt uns im folgendem Interview den Profiradsport etwas näher.

Wenn man in Google „Weg zum Radprofi“ eingibt, kommen viele Berichte, dass es schon ein beinharter Job ist, vorne mit dabei sein zu können. Wie empfindest du das?

Ja, oftmals denke ich mir, ich hätte mir etwas Leichteres aussuchen können (*lach*). Aber es ist mein Traumberuf, und ich bin irrsinnig froh, dass ich den machen darf und kann, dass mein Körper mitspielt und dass ich die Leistung so erbringen kann, wie ich es kann. Und es war für mich auch ein steiniger Weg, bis ich Radprofi war. Ich habe mir nicht den leichtesten Weg ausgesucht. Zuerst habe ich eine Lehre gemacht und bin Installateur, genauer gesagt, Gebäude- und Installationstechniker. Es war eine große Leidenschaft für mich und hat mir auch Spaß gemacht. Zu Hause bei meinem Vater habe ich den Beruf erlernt und habe, bis ich 21 war, mindestens 40-50 Wochenstunden gearbeitet. Trotzdem konnte ich das gut mit dem Radfahren kombinieren. Jetzt, im Nachhinein betrachtet, ist es für mich so, dass ich keinen besseren Weg hätte einschlagen können. Ich sehe es aus einer anderen Perspektive. Ich weiß, wie hart es ist, Geld zu verdienen. Und dann war es für mich super cool, als ich mich plötzlich nur auf das Radfahren konzentrieren konnte. Ich bin dann in das Heeressport gekommen und habe mich zu 100% auf das Radfahren fokussiert. Als ich mich dann nur noch auf das Training fokussiert habe, ist mir auch der Knopf aufgegangen, sodass ich den Sprung zu den Profis geschafft habe.

Wann hast du dein erstes, eigens ausgesuchtes Fahrrad bekommen? Hast du das Rad noch? Welche Erinnerungen hast du daran?

Mein erstes Rennrad habe ich mit 14 Jahren bekommen und als ich mich das erste Mal auf den Sattel gesetzt habe und meine Schuhe in die Pedale geklipst habe, wusste ich, „Ich will Profi werden“. Das Rad habe ich fast geschenkt bekommen, jedoch schnell gemerkt, dass ich etwas Besseres brauche, um vernünftig zu trainieren. Nach einem halben Jahr habe ich dann versucht, mit einem Radgeschäft Beziehungen aufzubauen. Über das Radgeschäft und durch einen Bekannten, der bei KTM gearbeitet hat, bin ich zu der Marke gekommen und habe auch Stefan Limbrunner, den Geschäftsführer von KTM Fahrrad GmbH, kennen gelernt. Ich bin, seit ich 15 Jahre alt war, mit KTM verbunden.

Wie kam es dazu, dass Radprofi dein Traumberuf wurde? Das ist doch ein eher ungewöhnlicher Traumberuf mit 14 – da wollen andere Astronaut, Feuerwehrmann oder Rockstar werden.

Mein erstes Fahrradrennen war der Mondsee-Radmarathon und damals war ich 13 Jahre alt. Ich hatte schon immer den Drang, mich extrem viel zu bewegen. Angefangen habe ich mit Skifahren und Fußball, wie wahrscheinlich jeder Österreicher. Jedoch habe ich den Extremsport gesucht und erst beim Ausdauersport habe ich diesen gefunden. Ebenfalls entscheidend war, dass ich beim Fußball einige Verletzungen hatte, und da habe ich festgestellt, Radfahren, „des daugt ma mehr“. Dort habe ich meine Leidenschaft gefunden und mit 13 wusste ich dann, ich möchte da etwas erreichen und ganz nach oben.

Wie hast du dein Ziel, Radprofi zu werden, weiterverfolgt? Wer hat dich auf dem Weg dorthin unterstütz?

Meine erste Unterstützung bekam ich als vollwertiges Mitglied des Radclub Altheim, kurz darauf wechselte ich zum Radclub Ried, bei welchem ich erfolgreich meine Nachwuchszeit verbringen durfte. Dies war der Zeitpunkt, an dem mein Traum immer realistischer wurde und ich meine Begabung ausleben durfte.

Was war der nächste Schritt auf dem langen Weg zum Radprofi?
Mein weiterer Weg führte mich in das Heeressport Zentrum, welches eine große Unterstützung war. Auch verhalf mir das Tirol Cycling Team weiter.

Wann und in welchem Team hast du deinen ersten, richtigen Profivertrag bekommen?

Im Jahr 2018, wurde die harte Arbeit belohnt. Ich habe meinen ersten Profivertrag für ein italienisches Team unterschrieben.

Wie ging es weiter?

Im Jahr 2020 habe ich die Möglichkeit erhalten, für eine französische Mannschaft in die Pedale zu treten. Dieses Team lehrte mich nicht nur die französische Sprache (die ehrlich gesagt viel komplexer als die Italienische ist), es lehrte mich viele Prinzipien, Lebensweisheiten und mir selbst zu Vertrauen. Nun, seit mehr als zehn Jahren im Renngeschehen, wovon ich mehr als die Hälfte davon auf einem österreichischen Rad, nämlich einem KTM, verbringen durfte, sehe ich erfolgreich in die Zukunft. KTM war und ist seit jeher mein Wegbegleiter, wenn es um das Thema Fahrrad geht. Deshalb wollte ich auch hier einmal Danke sagen. Danke für alles und Danke für die bedingungslose Unterstützung.

Was ist dein größter Traum?

Solange wie möglich noch diesen Sport zu betreiben und die Leidenschaft aufrecht zu erhalten. Man bewegt sich immer auf Messers Schneide, und muss das Ganze als Privileg betrachten, dass man das machen darf. Die Rennziele sind dann was anderes. Heuer ganz klar: Die Tour De France. Es ist das größte Ziel und natürlich hat man bei anderen Rennen auch Ziele, aber zuerst kommt die Tour de France. Was danach kommt ist die Weltmeisterschaft dieses Jahr. Auch ein großes Ziel in Bezug auf die Ergebnisse.

Was gefällt dir an deinem Traumberuf?

Ich liebe es zu Leiden. Das muss man mögen, wenn man Radprofi ist. Es gibt nichts Schöneres beim Rennen, als das Adrenalin zu spüren. Und wenn man ganz vorne mitfahren kann, wenn man wirklich gut in Form ist und weiß, dass es möglich ist, das Optimum rauszuholen. Das bewirkt im Körper so viele Sachen, ist etwas ganz Spezielles und nur schwer zu beschreiben.

Umgekehrt gefragt: Was gefällt dir weniger an deinem Traumberuf?

Boah, wenn es draußen richtig kalt ist, regnet und man richtig lange trainieren muss. Das ist nicht lustig, gehört aber auch dazu. Was ich auch nicht so gern habe, ist es am Flughafen rumsitzen und die lange Wartezeit während dem Herumreisen – was vielleicht komisch klingt – aber das werde ich dann auch nicht vermissen.

Wie bereitest du dich (mental) auf ein Rennen vor? Hast du irgendeine Routine o.ä.?

Jeder Fahrer hat seine eigenen Routinen. Bei mir ist es die Musik. Da komme ich runter, da kann ich mich motivieren, mich entspannen und regenerieren. Das ist für mich extrem wichtig. Vor dem Rennen habe ich meine Routinen wie was ich zum Frühstück esse und was ich vor dem Rennen mache. Ich wärme meinen Körper kurz vor dem Rennen auf, komme runter, lese das Roadbook und dann hat man auch die Taktikbesprechung. Danach geht man nochmal in sich, jeder individuell wie er es braucht. Entweder im Bus läuft die Musik oder man hat die Kopfhörer drinnen. So schaut man, dass man sich auf das Rennen fokussiert. Auch je nach Taktik bereitet man sich anders auf das Rennen vor.

Worauf sollte man achten, wenn man sich das Ziel setzt, Profisportler zu werden?
Das Ziel immer verfolgen und nie aufzugeben, sich von anderen Leuten nicht zu viel einreden lassen und nur auf die Leute hören, zu denen man 100 % Vertrauen hat.

Was möchtest du den Lesern, die jetzt vielleicht auch Interesse am Profisport bekommen haben, mitgeben?
Wenn ihr nur hart genug dafür arbeitet, könnt ihr alles erreichen. Wenn man ein Radrennen anschaut, ist es nicht nur die Tour de France, sondern auch die klassischen Rennen wie Paris-Nizza, Dauphiné, Weltmeisterschaft etc. Eigentlich hat jedes einzelne Rennen seinen eigenen Reiz. Es ist eine Mannschaftsportart, und es geht beim Zuschauen auch nicht so viel um den Sport. Natürlich sind Ergebnisse wichtig, aber auch, wo will man auf Urlaub hinfahren. Das sieht man eben bei solchen Radrennen.

Vielen herzlichen Dank für das Interview, Sebastian! 

 

Autorin: Cornelia Urkauf